Stadtbibliothek Hannover kommt gut durch die Krise und entwickelt ehrgeizige Ziele für die Zukunft
Erfolgreich im Krisenmodus - die Stadtbibliothek Hannover trotzt der Pandemie und den daraus resultierenden Einschränkungen im Betrieb. Gleichzeitig entwickelt sie Konzepte für die Zukunft: Sie möchte sich als Co-Learning-Space etablieren, zu einem inspirierenden Raum, in dem sich Menschen zusammenfinden, um online und offline zu lernen und sich auszutauschen.
„Wir blicken auf herausfordernde Zeiten zurück, denen wir uns erfolgreich gestellt haben“, bilanziert Kulturdezernentin Konstanze Beckedorf: „Die Stadtbibliothek bleibt unser Erfolgsmodell – mitten in der Stadt und in den Stadtteilen!“
Zum Erfolg gehört, dass die Ausleihzahlen konstant geblieben sind: 2021 registrierte die Bibliothek 4.117.690 Ausleihen, ein Jahr zuvor waren es fast 4.464.000. Dagegen gingen die Besuche – bedingt auch durch zahlreiche pandemiebedingte Schließzeiten (20 Wochen) - zurück. 743.500 Besuche wurden 2021 gezählt, gegenüber mehr als 895.000 in 2020 – ein Minus von rund 17 Prozent.
Zum Erfolg gehört, dass die Leseförderung auch im zweiten Pandemie-Jahr nicht vernachlässigt wurde. Der JULIUS CLUB - Jugend liest und schreibt - und das Lesementoring konnten ebenso organisiert werden wie die Jugendbuchwoche.
Besonders nachgefragt in Pandemiezeiten waren auch die digitalen Medien (E-Books, E-Zeitschriften, Film- und Musikstreamingdienste, Datenbanken). In Zahlen verzeichnet die Stadtbibliothek hier ein Plus gegenüber 2020 von rund 60.000 E-Ausleihen insgesamt. Das ist vor dem Hintergrund der aktuell noch bestehenden rechtlichen Lücke bei der Ausleihe von E-Books (auch „E-Lending“ genannt) ein beachtliches Ergebnis. Eine in Deutschland gängig gewordene Lizenzbedingung – das sogenannte „Windowing“ – führt dazu, dass neue E-Books erst nach einer Wartezeit beispielsweise von bis zu einem Jahr angeboten werden können. Hier setzen sich zurzeit der Deutsche Bibliotheksverband e.V. und seine Mitgliedsbibliotheken, darunter auch die Stadtbibliothek Hannover, dafür ein, dass auch Bibliotheken E-Books gleich nach Erscheinen auf dem Markt auswählen, sie lizenzieren und verleihen können.
Erfolgreich im Dienst ist auch der humanoide Roboter Hanno, der nicht nur für große Begeisterung sorgt, sondern zeigt, wie technische Helfer*innen im Alltag programmiert und eingesetzt werden können.
Zudem war die Stadtbibliothek Hannover aktive Partnerin des Innenstadtdialogs: Sie hat mit vielen Aktionen an beiden Experimentierräumen teilgenommen.
Zwei Schwerpunkte für die Zukunft
Auf diesen Lorbeeren will sich die Stadtbibliothek Hannover nicht ausruhen. Der Direktor der Stadtbibliothek Dr. Tom Becker setzt zwei Schwerpunkte:
„Wir wollen in den nächsten Jahren die Stadtbibliothek zum hybriden und starken Co-Learning-Space weiterentwickeln“, skizziert Becker seine Vision mit dem Ziel die Stadtbibliothek „als physischen Ort digital kompetent länger und anders nutzbar zu machen.“ Im Fokus steht die Entwicklung der Bibliotheken zu so genannten dritten Orten, zwischen dem eigenen Zuhause (erster Ort) und der Arbeitswelt/Ausbildungsstätte (zweiter Ort), als Lebensraum, in dem man sich gerne – mal länger, mal vorübergehend – aufhält. Der Weg zum Co-Learning-Space Stadtbibliothek führt über ein neues Raumkonzept der Zentralbibliothek, die Modernisierung und BibliothekPlus für die Stadtteilbibliotheken, die Oststadtbibliothek als Vorzeigeprojekt im Rahmen des Innenstadtdialogs sowie die Neukonzeption der Stadtbibliothek Döhren als zukunftsweisendes Modell einer Bibliothek.
Zum anderen setzt Becker zum Teil neue Schwerpunkte in der Programmarbeit. Dazu will er die Aktivitäten um die Leseförderung und Lesemotivation stärken, demokratiepolitischen Veranstaltungsformaten (dazu gehört auch die Aktionsbox für eine offene Gesellschaft) implementieren und das Drittmittelprojekt „Wissenswandel“ gemeinsam unter anderem mit Digitales Hannover, der Ada-und-Theodor-Lessing-Volkshochschule Hannover, der Koordinationsstelle ALBuM (Arbeiten – Lernen – Beraten mit und für Menschen mit und ohne Migrationsgeschichte) und dem Jobcenter Region Hannover zu Themen der Aus- und Weiterbildung umsetzen. In der Zentralbibliothek sollen zu den „Smart-Cities-Days“ im April zu den Themen Beruf und Karriere Experimentierräume für Medienpräsentationen und Programmarbeit angeboten werden.
Fotos: 23.02.2022 Matthias Falk - hannover_fotografie